Osmanen: Aufstieg

Osmanen: Aufstieg
Osmanen: Aufstieg
 
Die frühe Geschichte des Osmanischen Reiches, eines der Teilfürstentümer am westlichen Rand des Staates der Rum-Seldschuken, ist in Dunkel gehüllt. Nach der wahrscheinlichsten Überlieferung kam der Stammesverband ebenso wie die Seldschuken aus Mittelasien, das er unter seinem Häuptling Süleyman infolge der mongolischen Angriffe hatte verlassen müssen, und ließ sich zunächst im östlichen Anatolien nieder. Von Süleymans kriegerischem Enkel Osman I. Ghasi sollte das neue Reich seinen Namen erhalten.
 
Osman dehnte sein Herrschaftsgebiet auf Kosten der Byzantiner aus und starb 1326 kurz vor der Eroberung von Bursa (Brussa), das sein Sohn Orchan (1326-59) zur ersten osmanischen Hauptstadt machte. Orchan eroberte Iznik (Nizäa) und Izmid (Nikomedia) von den Byzantinern sowie das Fürstentum Karesi im nordwestlichen Kleinasien und gelangte so an das Ägäische Meer. Er heiratete die Tochter des byzantinischen Kaisers Johannes VI. Kantakuzenos und half seinem Schwiegervater bei den Kämpfen auf europäischem Gebiet. Sein Sohn Süleyman Schah errichtete bei Gallipoli einen ständigen Brückenkopf und eroberte im Osten Ankara (Ancyra). Als Orchan 1360 starb, verfügte das Reich über eine geordnete Militär- und Justizverwaltung.
 
Sein zweiter Sohn Murad I. (1359-89) rückte in Europa vor, eroberte 1361 Edirne (Adrianopel), das kurz darauf zur neuen Hauptstadt gemacht wurde, schlug die Serben 1371 an der Maritza und öffnete den Weg nach Bulgarien und Makedonien. Die Schaffung der Elitetruppe der Janitscharen (türk. »yeniçeri«, »neue Truppe«), aus christlichen Familien fort- genommene oder gefangene Kinder und Jugendliche, wird auf ihn zurückgeführt. Nach einer Niederlage am Vardar erschien Murad I. 1389 auf dem Amselfeld und siegte über die verbündeten Serben, Bosnier, Albaner und Bulgaren, wurde aber selbst nach der Schlacht von einem Gefangenen ermordet.
 
Murads Sohn Bajasid I. (1389-1402) setzte die Expansion fort; Bulgarien wurde 1393 völlig erobert, die Walachei im folgenden Jahr Vasall, doch eine Belagerung von Konstantinopel brachte 1395 noch keinen Erfolg. Ein Kreuzfahrerheer unter dem späteren Kaiser Sigismund wurde 1396 bei Nikopolis an der Donau vernichtend geschlagen. Bajasid scheiterte jedoch im Kampf gegen Timurleng (Tamerlan), wurde in der Schlacht bei Ankara 1402 gefangen und starb bald darauf in der Gefangenschaft. Der osmanische Staat fiel in ein Interregnum, doch Sultan Mehmed I. (1413-21), ein Sohn Bajasids, konnte sich schließlich 1413 gegenüber seinen Brüdern durchsetzen. Unter seinem Sohn Murad II. (1421-51) wurde die alte Macht des Reiches wiederhergestellt; die verlorenen Gebiete wurden zurückgewonnen und Teile von Griechenland, Albanien und Serbien erobert. 1439 fiel die serbische Hauptstadt Semendria (Smederevo), Belgrad wurde jedoch vergeblich belagert. Einfälle in Ungarn blieben ebenso ohne bleibenden Gewinn wie umgekehrt die Kriege des ungarischen Feldherrn Johannes Hunyadi, der 1444 nach dem gebrochenen Friedensvertrag von Szegedin eine schwere Niederlage bei Varna und 1448 eine weitere auf dem Amselfeld erlitt. Murad II. hinterließ seinem jungen Sohn Mehmed II. ein gefestigtes Reich, dem nur noch das von osmanischem Gebiet umgebene Byzanz fehlte.

Universal-Lexikon. 2012.

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